25 Jahre FLYER: Konsolidierung und Neuanfang

Dr. Franz Studer, Investment Director bei EGS Beteiligungen AG und früherer Vorsitzender des Verwaltungsrats der FLYER AG über Herausforderungen und Erfolge nach der Übernahme von FLYER.

Seit wann kennen Sie FLYER und haben Sie ein persönliches Erlebnis auf einem FLYER E-Bike? Was verbindet Sie mit FLYER?

FLYER ist für mich der Inbegriff des elektromobilen Fahrrads. Das silberne «Schwanenhals-Modell» (C-Serie) hat dem normalen Alltagsfahrer neue Sphären erschlossen. Mein erstes Erlebnis – mit einem C-FLYER durchs hügelige Emmental – werde ich nie vergessen. Ebenso wenig wie die nachfolgende Zeit, FLYER in seiner Entwicklung vom Pionier zum erfolgreichen Marktteilnehmer im reifen Massenmarkt zu begleiten.

Wie würden Sie FLYER beschreiben? Was macht FLYER besonders? 

Seit Beginn hat FLYER auf Qualität gesetzt und den hohen Qualitätsanspruch an seine Produkte bis heute erfolgreich gepflegt. Dazu gekommen sind Innovationsansprüche, die den Kunden im Fokus haben und ein zeitgemässes Design, das klar, aber mit einer stets unverkennbaren Handschrift, auf die Anspruchsgruppen der verschiedenen Segmente ausgerichtet ist. Kurzum: qualitativ hochwertige, innovative und modern gestaltete Fahrzeuge, die Emotionen wecken.

Seit Beginn hat FLYER auf Qualität gesetzt und den hohen Qualitätsanspruch an seine Produkte bis heute erfolgreich gepflegt.
Dr. Franz Studer

Was hat EGSB vorgefunden, als FLYER übernommen wurde? Welche Herausforderungen gab es, welche Erfolge?

FLYER hatte als Pionier ursprünglich eine ausgezeichnete Marktposition. Hinsichtlich Design waren die Produkte 2012 jedoch eher verstaubt und andere Marktteilnehmer haben Fahrräder gebaut, die optisch den Nerv der Zeit besser getroffen haben. Das Unternehmen war auch nicht auf einen kompetitiven Massenmarkt vorbereitet. Ansprechendes Design und kurze Lieferzeiten waren notwendig. Absoluter Tiefpunkt war, als sich im Transitlager im Jahr 2013 unzählige Schiffscontainer mit Material gestapelt hatten, das nicht verbaut werden konnte, weil die Kunden andere Produkte wollten. Mit einer konsequenten Ausrichtung auf klare Marktsegmente und einer Standardisierung der verbauten Komponenten hat das Unternehmen seinen Weg zurück auf den Erfolgskurs gefunden. Die Fahrräder wurden sichtbar moderner, die Händler konnten Vorordern platzieren und die Produktion wurde planbarer. Höhepunkt war, als die Händler und Kunden 2017/2018 mit grossen Bestellungen der Upstreet- und Uproc-Modelle bestätigt haben, dass FLYER in der Gegenwart angekommen ist und sich wieder hervorragend positioniert hat.

Welche Rolle spielt FLYER aus der «kleinen» Schweiz heraus?

Schweizer Qualität gilt weltweit nach wie vor als Markenzeichen. Dieser Anspruch muss Jahr für Jahr neu verdient werden und gilt nur, wenn sich das Produkt in Sachen Funktionalität, Technik und Design hervorzuheben vermag. Können diese Ziele erreicht werden, ist der Kunde gerne bereit, etwas mehr zu bezahlen und damit die höheren Lohnkosten in der Schweiz zu begleichen. Es freut uns, dass die ZEG als Eigentümer die Positionierung von FLYER als Schweizer Unternehmen schätzt und nicht nur an den Qualitätsansprüchen, sondern auch am Standort in Huttwil festhält.

Schweizer Qualität gilt weltweit nach wie vor als Markenzeichen.
Dr. Franz Studer

Warum hat die EGSB FLYER verkauft?

2017 war das Unternehmen wieder gut positioniert. In einem reifen Massenmarkt, der von grossen Marktteilnehmern bestimmt wird, ist die Grösse entscheidend: Im Einkauf können optimale Konditionen nur mit der Masse erzielt werden. Und auch der Vertrieb profitiert von Synergien im Verbund mit einer grösseren Vertriebsorganisation. Das war für FLYER als alleinstehendes Unternehmen nicht möglich und konnte EGSB als Eigentümerin nicht bieten. Aus diesem Grund kamen wir zu dem Schluss, dass FLYER einen Eigentümer aus der Branche braucht. Die erfolgreiche Weiterentwicklung zeigt, dass die ZEG die richtige Wahl war. Dafür sind wir dankbar.

Wagen Sie einen Blick in das Jahr 2045? Wo steht das E-Bike und wo steht FLYER?

Die Mobilität der Menschen wird sich weiter verändern. Elektromobilität und Fahrräder sind im Trend. Vor diesem Hintergrund wird sich FLYER weiter positiv entwickeln.

Was wünschen Sie FLYER zum Geburtstag?

Wir gratulieren allen Mitarbeitenden und dem Management-Team herzlich zum Jubiläum. Wir wünschen dem Unternehmen Feingefühl, das Erbgut zu pflegen und gleichzeitig Neugierde und Erfindergeist, Altbekanntes zu hinterfragen und zu innovieren. Viel Erfolg auf der neuen Wegstrecke!

von Anja Knaus
22. Juli 2020