Mit dem E-Bike zu den besten Schneebedingungen im Frühling und Sommer mit Nicholas Wolken

“Im Frühling, wenn die steilen Traumhänge in der Höhe plötzlich mit dem Splitboard oder den Tourenskiern befahrbar werden, dann sollten wir richtig Gas geben! Wenn da nur nicht diese endlos langen Zustiege zum Schnee wären…”, erzähle ich meinem Freund Luggi. Er beginnt zu schmunzeln und erzählt mir von seinem FLYER E-Bike, mit dem er schon zahlreiche Touren absolviert hat. Er kommt ins Schwärmen und ich fange an, mir zu überlegen, welche Möglichkeiten sich auch für mich mit einem E-Bike auftun würden. Es liegt auf der Hand, dass ein E-Bike und ein Splitboard-Setup oder auch ein E-Bike kombiniert mit Kletterausrüstung durchaus Sinn macht für mich! So kam ich zu meinem ersten FLYER E-Bike – dem Uproc7.

An einem halbschönen Sonntagmorgen stehe ich auf, es ist Frühling, die Vögel zwitschern und das Wetter scheint unbeständig zu sein. Um diese Jahreszeit denken wohl nur noch die eingefleischten "hardcore" Ausdauer-Tourengänger an Schnee. Unter anderen Umständen hätte ich an so einem Tag sehr wahrscheinlich die überfüllte Boulderhalle besucht, aber ich konnte der Verlockung einfach nicht widerstehen mit dem E-Bike einfach mal schnell vor Ort nachzusehen. Ich starte also direkt vor meiner Haustüre und fahre mit dem Splitboard auf dem Rücken montiert und meinen Boots in den Gepäcktaschen durch die aufwachende Stadt, vorbei an vereinzelten verdutzten Gesichtern, die sich keinen Reim machen können, was da vor sich geht. Mit Leichtigkeit erklimme ich leise und ohne grossen Effort die kurvige Haarnadelstrasse, wo ich kurz anhalte, um einen balzenden Birkhahn zu beobachten. Schnell sind 1500 Höhenmeter hinter mir und ich komme bis knapp unter die SAC-Hütte, wo ich mit frischen Beinen an der Schneegrenze das Rad parkiere. Die Skischuhe sind angeschnallt und so laufe ich mit dem Splitboard los. Die Wetterbedingungen sind nicht optimal, dichte Nebelschwaden verhüllen immer wieder die Sicht und lösen sich mit klaren Momenten und Lichtspielen ab, zu heikel für den Gipfel, aber einfach schön eine neue Gegend vor der Haustüre zu entdecken. Ich komme gut und schnell voran, der Nebel und die Stille haben ihren ganz eigenen Reiz. Wenn es die Sicht erlaubt studiere ich den Berg vor mir und suche nach möglichen Linien, die ich vielleicht an einem Tag mit beständigerem Wetter begehen könnte. Ich geniesse einfach die Natur und freue mich über die Gämse, die ich entdecke.

 

Nach einer Weile ist es an der Zeit Heim zu kehren, so ziehe ich die Felle ab und baue das Splitboard zusammen, um ein paar schöne Turns im Sulzschnee zum Bike runter zu fahren. Gespannt auf die Abfahrt mit dem Board auf dem Rücken taste ich mich erst mal vorsichtig an das E-Bike heran. Ich fühle mich wohl und werde bald schneller. Es fährt sich trotz dem ganzen Gepäck ganz leicht auf der Kiesstrasse. Vom Strassenrand weg sehe ich dann einen Trail, ohne Probleme donnere ich nun samt Gepäck über Wurzeln und lehne mich immer mehr in die Kurven. Macht Laune! Überraschend schnell finde ich mich schon wieder zufrieden zu Hause. Ein richtig gutes kleines Micro-Adventure, einfach mal schnell in die Natur eintauchen und 4 Stunden später wieder zurück zu sein, das hat gut getan! So mache ich noch etliche Touren auf umliegende Berge und auch längere im Engadin wie auf den Palü oder den Piz Linard.

 

Mit der Zeit wurde das E-Bike für mich zum idealen Tool für schneefreie Frühlings-Zustiege oder Erkundungs-Touren. Inzwischen ist mein E-Bike für mich unverzichtbar. Es erlaubt mir, auf einfache Weise abseits der Massen und in die Abgeschiedenheit zu gelangen, eröffnet mir ganz neue Möglichkeiten bezüglich Distanzen, Höhenmeter und Zeit. Speziell im Frühjahr wenn die Schneegrenze steigt und die Klettersaison beginnt, vergrößert sich der Spielraum dadurch enorm! Durch die Unterstützung des E-Bikes spare ich wertvolle Kräfte für die geplanten Touren im Schnee oder an der Felswand und kann im Anschluss noch eine rasante Abfahrt auf dem E-Bike bis nach Hause geniessen, ohne noch viel Zeit für den Heimweg zu brauchen.

Ein paar nützliche Tipps...

Für kürzere Touren empfehle ich, die Skier oder das Board auf dem Rücken (am Rucksack montiert) zu tragen. Für längere Unternehmungen habe ich mein Splitboard mit Skistraps am Rahmen fixiert. Das kostet zwar ein bisschen mehr Zeit, längerfristig ist es jedoch auf dem Sattel viel angenehmer. Mit einem Gepäckträger und 2 Seitentaschen bewaffnet packe ich auch mühelos Zelt, Kocher, Schlafsack und Verpflegung ein.

 

Auf sehr steilen Wegen ist es besonders wichtig, auf die Gewichtsverteilung des Gepäcks zu achten. Hier funktioniert es besser, das Gepäck am Rücken zu haben. Wenn die Tour jedoch länger ist, dann ist es die beste Option die Biketaschen respektive das Gewicht am Vorderrad zu platzieren, da man sonst einfach sehr schnell im „Wheely“ den Hang hochfährt und so wie ich im nächsten Dornenbusch landet.

 

Wenn noch vereinzelt Schnee von alten Nassschnee-Lawinen auf dem Weg liegt, kann man in den meisten Fällen einfach absteigen und die Schiebehilfe beiziehen, welche selbst bei beladenem Bike sehr gut funktioniert. Richtige Schuhe, die wasserdicht sind und guten Grip im Schnee haben sind hier sicher auch nicht fehl am Platz. Im Frühling wenn der Schnee in der Früh noch hart gefroren ist, kann man erstaunlich gut darüberfahren, muss aber daran denken, dass es auf dem Rückweg wieder weich sein wird! Hier empfiehlt es sich am Nachmittag die Skier anzulassen und das minimal beladene Bike mittels Schiebehilfe bis zur trockenen Strasse zu schieben.  

Mit der Zeit wurde das E-Bike für mich zum idealen Tool für schneefreie Frühlings-Zustiege oder Erkundungs-Touren. Inzwischen ist mein E-Bike für mich unverzichtbar.
Nicholas Wolken
von Milena Siegenthaler
18. Juni 2021